Tibet: Das verbotene Spiel

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Der FV Lörrach hat die Fußballwelt bereichert. Für den badischen Sechstligisten im Dreiländereck kickte der junge Ottmar Hitzfeld, lange bevor er als Coach die Champions League gewann. Der Weg Sebastian Deislers in die Nationalmannschaft führte über den FV, der auch Christian Streichs Heimatverein ist.

Nun wollte der FV Lörrach ein Stückchen der Fußballwelt nach Hause in den Grüttpark holen. Für diesen Juni vereinbarte er ein Spiel gegen Tibet. Weil das keine eigenständige Nation ist, sondern ein autonomes chinesisches Gebiet, hat es zwar keine Nationalmannschaft, aber wie so gut wie jeder Flecken Erde eine Fußballauswahl. Die Planungen in Lörrach liefen schon.

Sportpolitisches Lehrstück

Doch aus dem Spiel wird nichts. Denn ein Landesverband des DFB verbietet das Spiel. Obwohl er es zunächst genehmigt hat. Und obwohl es nur ein Freundschaftskick werden sollte. Er hätte jedoch die Fifa und vor allem China verärgert, den Partner des DFB.

Stattdessen findet nun ein sportpolitisches Lehrstück statt, an dem einige beteiligt sind: der FV Lörrach-Brombach, wie der Verein seit der Fusion mit dem FV Brombach im Jahr 2011 heißt, und Tibet. Der Verband der staatenlosen Völker, historischen Regionen, Minderheiten, nicht-anerkannten Gebieten (Conifa), deren Mitglied Tibet ist. Der Südbadische Fußballverband (SBFV). Irgendwie auch der DFB und die Fifa. Und natürlich China.

Auf die Tibet-Idee kam der Verein selbst, der stolz auf seine Integrationsarbeit ist; in Lörrach trainieren Flüchtlinge. Der Verein fragte über die Conifa die Tibeter an. Die freuten sich über die Gelegenheit, die Mannschaft wird sich zur fraglichen Zeit ohnehin in Europa aufhalten, im Mai und Juni findet in England die WM der Conifa statt.

Erst Zusage, dann Verbot

Nach den Satzungen der Fifa und des SBFV ist nicht klar, ob Spiele mit internationaler Beteiligung offiziell genehmigt werden müssen. Aber der FV Lörrach fragte um Erlaubnis – und erhielt sie im Januar durch ein Telefonat mit dem SBFV-Präsidenten Thomas Schmidt. Gut einen Monat später aber sagte Schmidt wieder ab.

Erst Zusage, dann Verbot. Auf Anfrage kann Schmidt diesen Sinneswandel nicht schlüssig erklären, verweist schwammig auf angebliche Fifa-Statuten, beteuert aber, es sei seine alleinige Entscheidung gewesen. Die Conifa, die Vertreter Tibets und die Lörracher hingegen haben einen anderen Eindruck. Sie glauben, Schmidt habe einen mehr oder weniger diskreten Hinweis aus Kreisen der DFB-Spitze erhalten.

Die Kooperationen mit China

Schmidt beruft sich auf die Fifa. Und das Fifa-Mitglied DFB teilt über einen Sprecher mit, dass die Vorgänge « nicht in den Zuständigkeitsbereich des DFB fallen ». Unstrittig ist jedoch, dass ihm der FV Lörrach in die Quere kam. Der DFB und die DFL betreiben seit Jahren eine Kooperation mit China, bei der es um viel Geld geht. Auf die Frage, warum er seine Zusage zurückgezogen habe, verweist Schmidt in einer E-Mail tatsächlich auf « das Projekt RLSW mit der U20 von China ».

Das muss man übersetzen. Beim Projekt RLSW handelt es sich um die Regionalliga Südwest. In diese vierte Liga sollte die chinesische U20 für ein Jahr eingegliedert werden. Die jungen Fußballer aus Fernost sollten gegen Halbprofis aus Mannheim, Offenbach und Saarbrücken Erfahrung sammeln. Nicht im Wettbewerb mit Tabelle, Ab- und Aufstieg, nur zu Übungszwecken. Chinas Präsident Xi Jinping hat als Ziel ausgegeben, Weltmeister zu werden.

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