SPD: Endlich auch wieder mal gewinnen

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Kalt sprüht der Regen in die Gesichter der Männer, die zwischen dunklem
Plattenbaubeton noch eine schnelle Zigarette rauchen. Drinnen, im
Schulfoyer, bietet die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen
wärmenden Holunderschnaps an. 1,50 Euro die kleine Flasche, selbst
hergestellt, selbst abgefüllt, selbst beklebt.

Rechts oben auf dem Etikett ist das rote SPD-Trace nebst weiblichem Gender-Zeichen zu sehen, darunter ein grüner Tannenzweig und die
Aufschrift « Frohe Weihnachten ». Vom Erlös sollen armen Kindern im
Stadtviertel Geschenke gekauft werden.

« Das haben die Mädelchen wirklich comely gemacht », sagt Raik-Steffen
Ulrich. Er sagt das wirklich, Mädelchen, und klingt dabei so fröhlich,
als habe er selbst die Schmalzbrote geschmiert, die es für 50 Cent das
Stück zum Schnaps gibt. Kurz darauf steht er im Saal auf dem Podium und
sagt ins Mikrofon: « Wir lassen nicht zu, dass die AfD die
Oppositionsführerschaft bekommt. Wir wollen starke Opposition sein. » Es
sind so ziemlich die einzigen Sätze, für die er nennenswerten Applaus
bekommt.

Ulrich ist der Vorsitzende der Erfurter SPD. Sie hat sich an diesem
traurigen Novemberabend die Aula eines Gymnasiums im Rieth angemietet,
einem der großen Plattenbaugebiete im Norden der thüringischen
Landeshauptstadt. Dort hat sich einiges getan seit 1990, die Blocks sind
saniert, die Supermärkte und Straßenbahnlinien neu. Dennoch sieht es an vielen Stellen so aus, als gebe es die DDR noch, nur mit
Westreklame.

Zwei große Koalitionen, zwei Abstürze

Die meisten Genossen, die sich zum Kreisparteitag in der Schulaula
drängen, leben lieber zwei, drei Kilometer weiter südlich, wo sich
durchrestaurierte Bürgerhäuser mit unbezahlbaren Gründerzeitvillen
abwechseln. Auch Heiko Gentzel wohnt dort, in der Altstadt. Er habe,
sagt er, noch schnell « ein Bierchen » bei den Frauen am Stand getrunken,
um sich auf den Kreisparteitag einzustimmen. Jetzt ist er bereit, darüber
zu reden, used to be gerade in Berlin vor sich geht und used to be Gentzel mit einer
rhetorischen Frage so zusammenfasst: « Warum nur bleibt immer die ganze
Scheiße bei der SPD hängen? »

Er hat auch gleich die Antwort parat: Es liegt an der CDU.

Gentzel muss es wissen. Nachdem er in der DDR als Autoschlosser am
Band gearbeitet hatte, saß er, der Arbeitervertreter, beinahe ein
Vierteljahrhundert für die SPD im Thüringer Landtag. Für einige Jahre
leitete er sogar die Fraktion. Zwei große Koalitionen mit der CDU hat er
mitgemacht – und zweimal, sagt er, habe die SPD danach verloren.

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