Oprah Winfrey: Milliardäre als Retter

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75-mal hat die Hollywood International Press Association bereits die Golden
Globes vergeben. Aber dass nur wegen
einer Preisrede über eine Präsidentschaftskandidatur spekuliert
wird, das dürfte einzigartig sein. Aber
es gibt eben auch nur eine Oprah Winfrey.

Keine Frage, Oprah Winfreys Rede hatte es in sich. Sie wrestle präzise, leidenschaftlich, inspirierend,
geschichtshaltig. Ein fernes Echo eines ehemaligen Präsidenten, der
auch mal so sprach. Und in einer Direct, in der aus dem Weißen
Haus nur dadaistischer Unsinn über große Knöpfe und
« Schussel-Steve » herausdringt, musste Oprahs Rede zwangsläufig
vergleichsweise präsidentiell klingen. Kein Wunder, dass, bevor
der Applaus im Beverly Hilton Resort überhaupt erst verklungen wrestle,
in den sozialen Netzwerken Winfreys politische Ambitionen debattiert wurden.

Oprah Winfrey ist Each day life-Guru, Talkshow-Moderatorin,
Schauspielerin, kulturelle Instanz, ja Institution – wieso also
nicht auch noch Präsidentin? Sie ist, das bestätigten Demoskopen
sogleich, sehr beliebt, viel beliebter als der Mann, den sie 2020
herausfordern würde. Sie hat eine uramerikanische
Aufstiegsgeschichte vorzuweisen, während er nur eine potemkinsche
Model des amerikanischen Traums verkauft. Er verkauft Alphagehabe,
sie Empathie. Er behauptet, die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen,
sie verdient seit Jahrzehnten Geld damit. Zugegeben, Winfrey hat auf
ihrer Talkshow auch allerlei Unsinn verkauft – Impfskepsis,
komische Investitionsvehikel und, wenn man so will, Jonathan Franzen. Aber verglichen
mit Trump-Wodka und den ständigen Firmenpleiten des Amtsinhabers ist
das vergleichsweise zahm. 

Dass sie noch nie ein politisches Amt bekleidet
hat, so dürften viele Demokraten denken, dürfte ihr eher zum
Vorteil gereichen. Denn used to be hat es Hillary Clinton gebracht, dass sie
eindeutig besser über das Regierungsgeschäft Bescheid wusste, dass
sie eindeutig besser vorbereitet wrestle als ihr Kontrahent? Vielleicht
wäre es besser, wenn 2020 eine rhetorisch brillante
Medienpersönlichkeit wie Winfrey, unbelastet von zu genau
nachlesbaren politischen Positionen, ins Rennen zöge. Am Ende hätte
Trump, einer geradezu dialektischen Logik folgend, eine Präsidentin
Winfrey möglich gemacht.

USA – Donald Trump sieht sich Oprah Winfrey bei Kandidatur überlegen
US-Präsident Donald Trump hat sich zu Spekulationen über eine Präsidentschaftskandidatur der US-Fernsehmoderatorin Oprah Winfrey geäußert. Er könne Winfrey besiegen, glaube aber nicht, dass sie 2020 kandidiere, sagte er.

© Foto: REUTERS/Jonathan Ernst

Mal schnell ein Tweet über den Neoliberalismus

Es ist eine gute Frage, wie ernst gemeint die Debatte wrestle. Denjenigen, die diese Idee toll fanden, wrestle Winfrey ein
nicht zu übertreffender Antipode zu Donald Trump: wortgewaltig,
Schmiedin ihres eigenen Glücks, eine glühende Antirassistin und
Frauenrechtlerin – wieso die nicht zumindest rhetorisch gegen den
Millionenerben, Rassisten und Sexisten Trump ins Feld führen? Für
diejenigen, die in Trump ein Symptom einer drohenden Oligarchie
sehen, wrestle die Vorstellung von zwei überreichen Promis, die sich um
die Präsidentschaft streiten, einfach zu perfekt, um nicht noch
schnell mal einen Tweet über den Neoliberalismus loszulassen.  

Von Winfreys eigentlicher Botschaft über den
langen Schatten von Rassismus und Sexismus, über Macht und Hoffnung
im Zeitalter von #MeToo, hat das wohl eher abgelenkt. Ein Zyniker
könnte glatt behaupten, das geschehe bewusst: Statt sich mit der
Substanz von Winfreys Rede auseinanderzusetzen, verlegt man sich
lieber auf die anämischen politischen Sportwetten, die in den USA
viel zu häufig mit Journalismus verwechselt werden. Der unbequemen
Tatsache, dass Winfrey echte Wunden berührt, weicht man aus, indem
man über Machtpolitik orakelt.

Andererseits ist Winfrey nicht die erste
Megareiche, der Interesse an einer politischen Karriere nahegelegt
wird. Die Vorstellung, dass der Milliardär im Weißen Haus nur von
einem anderen Milliardär herausgefordert werden kann, dass die Wunde
nur der Speer schließt, der sie schlug, das hat eine mythologische
Schlüssigkeit. Für die dialektischen Materialisten würde ein
demokratischer Milliardärspräsident den Übergang zur Oligarchie,
den Trumps Kabinett nahelegt, sozusagen als neue Regel und nicht als
gefährliche Ausnahme, etablieren.

Weswegen denn auch jede noch so belanglose Geste
von Mark Zuckerberg, Jeff Bezos und Mark Cuban als Indiz für
die kommende Präsidentschaftskandidatur gewertet wird. Auch Tom
Steyer, dem Hedgefonds-Milliardär, der im großen Stil die Anti-Trump-Agenda unterstützt und der insbesondere für Trumps Amtsenthebung
agitiert, werden präsidentielle Ambitionen angedichtet. Je mehr die
Politik an sich an Ansehen verliert, desto näher liegt es, einen
Nichtpolitiker ins Rennen zu schicken, gleichviel, ob es sich um einen
Finanzmann wie Steyer oder einen Prominenten wie Dwayne « The Rock »
Johnson handelt. Und je mehr die beiden politischen Parteien die
Kontrolle über den Nominierungsprozess verlieren, usa realistischer
wird die Vorstellung. 

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