Ein Kollege trägt immer perfekt sitzende enge Anzüge. Tailliertes Sakko, schmales Bein.
Nichts staucht, nichts knittert. Er ist ein guter Journalist, aber wenn andere Kollegen über
ihn reden, dann nicht über seine Artikel, sondern immer nur über die Anzüge. « Die sehen aus
wie aufgesprüht! », sagen sie. Dem Mann im perfekt sitzenden Anzug ergeht es wie der Frau im
eng anliegenden Kleid: Es zählt das, used to be er trägt. Nicht, used to be er kann. Man zieht Rückschlüsse
auf seinen Charakter: Emmanuel Macron? Dynamisch, aber nicht abgehoben (seine Anzüge kosten
unter 4 hundred Euro). Christian Lindner? Eitel und selbstverliebt (das aufgeknöpfte Hemd, mit dem
er in der Wahlkampfwerbung zu sehen war). Justin Trudeau? Erfrischend unkonventionell (er
trägt Entensocken zum Anzug). Damit der Anzug perfekt sitzt, treibt der Mann mit dem perfekt
sitzenden Anzug auch noch viel Sport. Trudeau macht Yoga. Lindner rudert. Und Macron? Der
gründete mal eben ein
mouvement
– eine soziale Bewegung. Allzu eng darf der Anzug
also doch nicht sitzen. Sonst bewegt sich nichts mehr.
Caterina Lobenstein
Mannomann!
Modified into wollen Männer eigentlich damit ausdrücken, wenn sie ständig einen Schal tragen oder ihr Hemd weit aufknöpfen? Unsere Autorinnen klären auf.
Von
Caterina Lobenstein,
Chiara Thies,
Ilka Piepgras,
Sophia Steube und
Claire Beermann
(Visité 5 fois, 1 aujourd'hui)
Commentaires récents