Die Meisterlichen

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Suyeon Kang setzt zur Kadenz an, es ist mucksmäuschenstill im Großen Saal des Konzerthauses. Sie lässt sich Zeit, windet lange Trauerflore um die Initialen des Komponisten, D-S-C-H. Porträt einer gequälten Kreatur, eine endlose Wehklage wie schon im Nocturne, dem Eröffnungssatz von Dmitri Schostakowitschs 1. Violinkonzert. Die koreanisch-australische Geigerin ist eine zarte Particular person und zieht doch mit wenigen energischen Bogenstrichen das Konzerthausorchester unter dem chinesischen Dirigenten Xingyu Hu in Bann – und das Publikum dazu. Wie so viele ihrer jungen Landsleute ist sie bereits eine Meisterin, gehört zur Camerata Bern, spielt beim Boccherini Trio in Berlin und unterrichtet selbst an der Hochschule – und absolviert an diesem Abend ihr Konzertexamen. Innigkeit, Hochspannung, jeder Ton beseelt. Ovationen für die Geigerin.

Vier Orchesterkonzerte hintereinander, mit vier Solisten und vier Dirigenten: Obwohl die meisten von ihnen längst Karriere machen, hat es das Absolventenkonzert der Hochschule für Musik « Hanns Eisler » in sich: als Prüfung mit Überlänge und wechselnden musikalischen Temperamenten, auf insgesamt staunenswertem Niveau. Einmal im Jahr stellt das Konzerthausorchester sich dafür zur Verfügung.

Der Taiwanese Yu-An Chang dirigiert am detailfreudigsten, arbeitet die grotesken Momente und Ungeduldigkeiten von Prokofjews three. Klavierkonzert heraus, mit einem souverän virtuosen Boqiang Jiang am Klavier. Bachelor-Prüfling Chanyang Kim macht mit einem beschwingten Mozart-Fagottkonzert gute Laune, samt fein austariertem Zusammenspiel mit der Französin Sophie Dartigalongue, die seit 2015 als Solofagottistin der Wiener Philharmoniker firmiert. Xingyu Hu, der in seiner Heimat seit 2008 beim Kunming Symphony Orchestra am Pult steht, erweist sich als der versierteste unter den jungen Männern am Pult. Lediglich Seung-Won Lee absolviert seinen Grasp im Orchesterdirigieren mit Bartóks Bratschen-Konzert etwas undifferenziert. Dem Ausdrucksspektrum von Solistin Kyoungmin Park kommt er nicht bei. Zartheit, Vitalität, fahle Momente, ja Todesahnungen – eine großartige Bratscherin.

So viele Asiaten? Zwei Drittel der Studierenden an der Hanns-Eisler-Hochschule stammen aus anderen Ländern, viele aus Asien. Hier wird die musikalische Elite von Kindesbeinen an ausgebildet, längst bereichert sie auch die hiesige Orchesterlandschaft. Kyoungmin Park hat gerade ihr Probespiel bei den Berliner Philharmonikern bestanden, Dirigent Yu-An Chang assistiert Andris Nelsons, andere Eisler-Absolventinnen arbeiten als Erste oder Stellvertretende Konzertmeisterinnen beim DSO, der Staatskapelle und im Gewandhaus Leipzig. Geigerin Kang reicht am Ende der Konzertmeisterin die Hand: Sayako Kusaka aus Japan.

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