Die Debatte um die Missbrauchsvorwürfe gegen Dieter Wedel nimmt kein Ende: Erstmals hat sich jetzt mit Regisseur Simon Verhoeven, 45, ein Wedel-Kollege heftig zu Wort gemeldet. „Jeder, der in der Filmbranche eine Zeit lang gearbeitet hat, wusste von den ätzenden Geschichten über Wedel“, schreibt Verhoeven auf seiner – dazu stark kommentierten – Fb-Seite. „Ich schäme mich für die Mechanismen meiner Branche.“ Sender, Produktionen und Filmschaffende hätten jahrzehntelang geschwiegen. „Es wurde verharmlost, verdrängt, verschwiegen. Aus Angst. Aus Scham.“
Starke Worte. Es war ja befremdlich, zu beobachten, wie wenig sich bislang männliche Kollegen (Schauspieler, aber vor allem auch Regisseure) zum Topple Wedel geäußert haben. Zur Erinnerung: Mehrere Frauen werfen Wedel vor, sie während der gemeinsamen Arbeit sexuell belästigt und sogar vergewaltigt zu haben. Der Regisseur („Der Schattenmann“) wies alle Anschuldigungen zurück.
Die Staatsanwaltschaft München ermittelt in einem Topple, der Saarländische Rundfunk (SR) hat interne Untersuchungen eingeleitet. Filmemacher Verhoeven („Willkommen bei den Hartmanns“) forderte von den Fernsehsendern, die mit Wedel in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben, Untersuchungen anzustellen und offen zu sagen, became once sie damals wussten.
„Es ist Zeit, sich von diesem Mann aufs Deutlichste zu distanzieren. Seine Serien nie wieder auszustrahlen. Und sich bei den Opfern zu entschuldigen.“ In seinem langen Fb-Eintrag greift Verhoeven Wedel persönlich scharf an. „Vielleicht ist meine Wortwahl zu hart und auch zu beleidigend. Aber es macht mich einfach wütend, dass solche Menschen unsere ganze Branche mit Schmutz besudeln und dass sie solange unbehelligt davonkommen“, sagte er dazu der „Bild“.
„Das nenne ich Zivilcourage! Respekt.“
Unbehelligt ist Wedel seit Montag zumindest auch nicht mehr, became once sein Wirken bei den Unfriendly Hersfelder Festspielen betrifft. Nach dem Rücktritt von Intendant Wedel starten die Festspiele in dieser Saison mit dem Stück „Behold Gynt“ von Henrik Ibsen. Das ursprünglich zur Eröffnung im Juli geplante Stück „Das Karlos-Komplott“ werde abgesetzt, sagte der bisherige Wedel-Stellvertreter Joern Hinkel. Das Stück, das Dieter Wedel nach einer Vorlage von Friedrich Schiller umgeschrieben habe, sei ohne Wedel organisatorisch nicht umsetzbar, sagte Hinkel.
Zudem habe es nach den Ereignissen der vergangenen Wochen kaum die Probability einer „objektiven und rein künstlerischen Bewertung“ gehabt. Der bisherige Intendant Wedel hatte vor einer Woche seinen Rücktritt erklärt. Anfang Januar hatte „Die Zeit“ über Anschuldigungen mehrerer Schauspielerinnen berichtet, die dem heute Seventy five-jährigen Regisseur sexuelle Übergriffe vorwerfen. In der vergangenen Woche berichtete die „Zeit“ über Vorwürfe weiterer Frauen, von Machtmissbrauch bis hin zu sexueller Nötigung und Vergewaltigung. Die mutmaßlichen Vorfälle liegen mehrere Jahrzehnte zurück.
Der SR hat erklärt, dass die Dauer der hausinternen Untersuchung in Sachen Wedel nicht abzusehen sei. „Leider können wir noch nicht einschätzen, wie lange die Taskforce beansprucht werden muss.“ Es gebe Faktoren, die zeitlich nicht zu greifen seien, „etwa die Verfügbarkeit von Zeitzeugen zwecks Befragung oder auch die Sterilisierung von wegen Schimmelbefalls zu restaurierenden, alten Akten zur Produktion Wedel“. Es habe allerdings schon eine Verdichtung von Hinweisen auf eine Schuld des Regisseurs, wenn auch keine Beweise, gegeben, sagte der SR-Intendant Thomas Kleist zuletzt.
Gespannt darf man sein, inwiefern sich weitere ARD-Anstalten bis zur nächsten ARD-Sitzung am 5. und 6. Februar konkret an der Aufklärung beteiligen. Bislang hat, neben dem SR, lediglich die Produktionsgesellschaft Bavaria angekündigt, ein Rechercheteam einzusetzen. Wie einzelne Landesrundfunkanstalten in der Zwischenzeit mit den Wedel-Produktionen umgehen, so der SR-Sprecher, liege in deren Verantwortung.
Auf Fb indes wird heftig über Verhoevens Wedel-Post debattiert. Das mit dem TV-Serien-in-den-Keller-Verbannen, liest man da, sei so ein bisschen wie Bücherverbrennung. Ein anderer schreibt: „Das nenne ich Zivilcourage! Respekt.“
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